Stiglechner meldet Insolvenz an: Sanierungsverfahren für Tankstellenkette gestartet
Linz/Wien.



Der Linzer Tankstellenbetreiber Stiglechner hat Insolvenz angemeldet. Am 5. Dezember 2025 wurden am Landesgericht Linz Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung für die Julius Stiglechner GmbH und die Stiglechner Tankstellen GmbH beantragt. Betroffen sind laut Kreditschutzverbänden 573 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer sowie rund 300 Gläubiger.
Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt
Die nun eingeleiteten Verfahren zielen auf eine Sanierung des Unternehmens ab, nicht auf eine sofortige Zerschlagung.
Beantragt wurden:
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ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung für die Julius Stiglechner GmbH
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ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung für die Stiglechner Tankstellen GmbH
Die Konzernobergesellschaft Julius Stiglechner GmbH verfügt über rund 85 eigene Tankstellen in ganz Österreich, teilweise verpachtet. Die operative Führung der Tankstellen, Shops und Waschstraßen liegt bei der Stiglechner Tankstellen GmbH.
Hohe Schulden und gescheiterte Restrukturierung
Laut Kreditschutzverband KSV1870 belaufen sich die Verbindlichkeiten der beiden Gesellschaften zusammen auf knapp 188 Millionen Euro:
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rund 166 Millionen Euro bei der Julius Stiglechner GmbH
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rund 22 Millionen Euro bei der Stiglechner Tankstellen GmbH
In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen Verluste geschrieben. Allein 2023 und 2024 summierten sich Fehlbeträge im zweistelligen Millionenbereich. Als Gründe werden im Zusammenhang mit der Insolvenz genannt:
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zu geringe Margen im Treibstoffverkauf, verstärkt durch die Ölpreisentwicklung nach dem Ukraine-Krieg
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gestiegene Finanzierungskosten in Folge höherer Zinsen
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anhaltender Kostendruck durch Inflation und Betriebsausgaben
Ein seit 2024 laufender Restrukturierungsprozess sowie der geplante Einstieg eines Investors sind gescheitert.
Dutzende Standorte und hunderte Jobs in der Schwebe
Stiglechner betreibt in Österreich ein Netz von rund 140 Tankstellen, teils unter der Eigenmarke IQ, teils unter Markenpartnerschaften mit Shell, Eni und bp. Ein Teil der Stationen wird von selbstständigen Partnern geführt.
Von der Insolvenz und den Sanierungsverfahren betroffen sind:
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573 Beschäftigte
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rund 300 Gläubiger
Wie viele Standorte und Arbeitsplätze langfristig erhalten werden können, ist derzeit offen und hängt vom weiteren Verlauf der Sanierung ab.
Wie geht es weiter?
Mit den beantragten Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung soll der Geschäftsbetrieb zunächst geordnet weitergeführt werden. Ziel ist es, einen Teil des Unternehmens zu erhalten und eine Quote für die Gläubiger zu erreichen.
In den kommenden Wochen werden:
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die Vermögensübersicht (Aktiva) erstellt,
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Sanierungspläne ausgearbeitet und
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über das weitere Schicksal von Standorten und Arbeitsplätzen entschieden.
Bis dahin bleiben die Aussichten für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und viele Standorte unsicher – klar ist nur: Mit der nun offiziell eingeleiteten Insolvenz ist für das Traditionsunternehmen eine entscheidende Phase angebrochen.
